Sosein, Hipster Küche im Nürnberger Land

Nicht weit von Nürnberg entfernt hat im vergangen Jahr ein Restaurant eröffnet, das sich Regionalität in Verbindung mit kreativen Gerichten auf die Fahne geschrieben hat, das Sosein.
Unter der kulinarischen Leitung von Felix Schneider hat sich das Restaurant in kürzester Zeit einen Namen in Nürnberg und Umgebung gemacht. Neben einer wirklich kreativen und innovativen Küche gehört ein sehr gutes Marketing  zum Konzept.

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Das Sosein empfängt einem in einem  historischen Gebäude in Heroldsberg. Typischer fränkischer Sandstein sorgen im Sommer für angenehme Temperaturen und die Weinlagerung fällt sicher auch leichter, wenn die Temperaturen konstant bleiben.


Der Service empfängt einen locker und so bleibt der Service auch während des Abends. Da wir etwas spät dran waren, war der Prolog bei uns etwas zügiger als normal, da die Küchenmannschaft das Menü zeitgleich für alle Gäste raus schickt, was bei dem Aufwand einiger Gerichte nur allzu verständlich ist. Die Beschreibung vom Crémant war etwas überraschend, ich hatte schon viele Wörter zur Beschreibung von Wein gehört, aber der Begriff Bauschaum war bis jetzt noch nicht dabei. Abgesehen davon, das ich nicht weiß, warum jemand weiß, wie Bauschaum schmeckt.
Aus dem Prolog konnte das Mairübchen mit dem Waller einen wirklich überzeugen, das Teiggebäck mit der schwarzen Zwiebel konnte leider nicht ganz zugeordnet werden. Die Zwiebel wurde sehr lange gegart, aber warum konnten wir uns nicht erklären, da das Geschmackserlebnis ausblieb, der Teig war geschmacklich auch sehr blass.
Beim Blick auf die Speisekarte sind mir direkt Gedanken ans Aumer´s la Vie gekommen, das lag aber weniger an den Gerichten, sondern an der Schreibweise der Gerichte auf der Karte, die ich bis dato nur von Andreas Aumers Speisekarten kannte.
Mit großen Glocken wurde das Brot und die Butter beworben und präsentiert, hat beides auch sehr gut geschmeckt, aber den Blauweizen konnte man nicht schmecken, so dass es für uns letztendlich ein gutes Natursauerteigbrot war, mehr aber auch nicht. DSC_0540

Mit den marinierten Salatstrünken, Kräutern und gekochtem Rahm ging es dann los ins Menü und das war ein sehr guter Auftakt. Der Grüne Veltliner hat sehr gut dazu gepasst, an die Fahrer wurde aber auch gedacht und so gab es eine Sauerampfermolke. Die Idee von der alkoholfreien Begleitung ist gerade für Autofahrer eine tolle Alternative.
Danach ging es weiter mit einer lauwarmer Forelle, saurer Lunge, Gurke und Holunderblüten.  Die angebratene Gurke war ein gewagtes Experiment, das sich gelohnt hat. Der frische Rettichsaft war die richtige Begleitung, aber die Inszenierung war erst am Anfang und der Spannungsbogen sollte weiter aufgebaut werden.
DSC_0542Der Gockel konnte den Bogen weiter nach oben befördern und die Infusion von gerösteten Kartoffeln war eine Begleitung dazu, die seines gleichen sucht. Man hatte den Eindruck, Bratkartoffeln zu trinken. Der Gockel war perfekt gebraten, das Püree angenehm sämig, der Lauch hatte die Röstaromen zur Untermalung des Gockels und die Sauce aus schwarzen Zwiebeln war so gut, dass ich mir fast noch mehr Brot bestellt hätte, aber ich wollte nicht zu viel essen, da noch einige vielversprechende Kombinationen und Gänge kommen sollten. Das kalt geräucherte Ei mit Schinken, Kartoffeln und Spargel war einer davon. Eine wirklich interessante Kombination. Kalt geräuchertes Eigelb ist auch eine Idee, auf die man mal kommen muss, war ein toller und aufregender Gang. Aber es sollte noch besser kommen.
DSC_0546Der Hauptgang war dann auch der versprochene und zu erwartende Höhepunkt – perfekt gebratenes Reh, mit Waldmeister und Mangold, dazu leicht frittierter Knoblauch – habe ich in der Form noch nie gegessen und bin immer noch begeistert. Bei dem Gang hat einfach alles gepasst, etwas mehr Sauce hätte es sein können – hätte da noch ein paar Löffel von zu mir nehmen können. Das hatte ich zum letzten Mal im Sommer 2013 im L´Atelier de Rabanel in Arles, da gab es eine Sauce zur Foie Gras, die war ebenso großartig.
Das Koriandereis mit Verjuskaramell, 15 verschiedenen Kräutern und Joghurt war gut angesetzt, da man sensibel in Richtung Süßspeisen geschoben wurde. Die 15 Kräuter wirkten aber etwas überladen, einige sind dabei sicher untergegangen. Die Fichtenspitzenlimonade könnte etwas weniger Zucker und ein paar Fichtenspitzen mehr vertragen, war aber eine schöne Begleitung.
Zum Abschluss gab es noch ein Sesam-Eis mit Bohnenkrautblüte und flüssigem Salat, an dem Gericht scheiden sich bestimmt die Geschmäcke und Geister.
Es war absolut in Ordnung, aber es ist kein klassisches Dessert wie Crème Brulée, Mousse au Chocolat, etc. das man kennt und gerne bestellt, wenn es auf einer Karte steht. Es war nicht übertrieben süß und der flüssige grüne Salat als Sauce war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Man muss sich manchmal auf sowas einlassen und ich bin auch der Meinung, dass Köche sich bei Ihren Menüs auch mal ausprobieren und solche Kombinationen testen  müssen.
Wenn alle immer nur immer das Gleiche machen, würde die Küche und Kochkunst sich nicht weiter entwickeln und genau das macht Felix Schneider im Sosein – er verwirklicht  seinen Stil mit regionalen – und saisonalen Produkten, ergänzt das mit alten Getreidesorten und bringt dadurch auf jeden Fall viel Schwung in die regionale Küchenszene. Erinnert an eine Kombination vom Noma und des Maison Bras – aber eben in Mittelfranken.

Durch die Eröffnung vom Sosein kann man die Schließung vom Aumer´s la Vie Ende August 2016 etwas besser verkraften.
Jeder der in der Region wohnt oder hier ein paar Tage verbringt und ein gutes Restaurant sucht, ist im Sosein auf jeden Fall sehr gut aufgehoben und wird nicht enttäuscht.

Restaurant Sosein

Mehr über die fabelhafte Welt des Essens und Trinkens gibt es auf Instagram unter: https://www.instagram.com/seeteufelundaprikosen/

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