Der große Glander von Steven Paul

Gustav Glander, der schweigsame Deutsche, war in den 90er Jahren ein Star der „Eat-Art“-Bewegung. Die von ihm geschaffenen Arbeiten in Verbindung mit den spektakulären Inszenierungen sind gefragt und Sammler stürzen sich auf seine Werke.
Doch aus unerklärlichen Gründen verschwindet Glander, auf dem Weg zur Beerdigung von seinem Vater, direkt nach seiner Ankunft in Frankfurt.
Mehr als ein Jahrzehnt später wird er von Gerd Möninghaus, einem Kunstjournalist, in einem Hamburger Restaurant erkannt.
Möninghaus begibt sich auf die Suche nach Glander, die ihn ins Allgäu, nach New York und St. Moritz führt.

Nach den ersten 50 Seiten wollte ich das Buch zur Seite legen und mich weiter dem Roman „Bittere Schokolade“ von Tom Hillenbrand widmen. Der Bezug zu den handelnden Personen hat mir gefehlt. Trotzdem habe habe ich es mir anders überlegt, da ich wissen wollte, wie Steven Paul St. Moritz beschreibt und was genau da passiert.
Seitdem ich in St. Moritz gelebt und gearbeitet habe, belege ich meine Pizza mit Artischockenherzen und Büffelmozzarella, trinke Braulio und habe die Region rund um den weltbekannten Skiort lieb gewonnen.

Nach diversen Rückblenden auf Glanders Leben und seinen steilen Aufstieg in New York, einigen Reisen und Nachforschungen von Möninghaus, Personenportraits (die ich einfach nicht verstanden habe) als Sonderkapitel, ist Möninghaus auf Seite 225 endlich in St. Moritz angekommen, für ganze 14 Seiten.
Erbost ist gar kein Ausdruck für meinen Gemütszustand bei seiner Abreise. Die letzten knapp 50 Seiten habe ich dann, zu meinem Glück, noch gelesen. Diese haben für alles andere entschädigt.

Dass sich auf wenigen Seiten die Meinung über ein Buch komplett drehen kann, hatte ich bis dato in der Form noch nicht erlebt.
Der Schluss war einfach grandios und lässt einen das Buch mit einem positiven Gefühl des Aufbruchs zuklappen. Darum möchte ich an der Stelle nicht zu viel verraten, jeder der Interesse hat, soll sich selber ein Bild machen. Das Buch ist schnell gelesen, da Steven Paul einen angenehmen Schreibstill hat.
Die Beschreibung der verschiedenen Gerichte, Zutaten, Gerüche und Aromen ist wirklich sehr gut, der Leser hat den Eindruck in der Küche zu stehen.

Persönlich bevorzuge ich Romane ohne Rückblendungen mit einem klassischen Spannungsbogen, wie bei Tom Hillenbrands Romanen über Xavier Kiefer. Die Kapitel mit den Namen von diversen Akteuren habe ich nicht gebraucht, gestört haben sie nicht.
Letztendlich kann ich das Buch nur jedem empfehlen.

Absolut lesenswert.

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Mehr über die fabelhafte Welt des Essens und Trinkens gibt es auf Instagram unter: https://www.instagram.com/seeteufelundaprikosen/

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