Kochzeitschriften – es ist kein Ende in Sicht

Da es gefühlt mehr Kochzeitschriften als alles andere im Zeitschriftenhandel gibt, ist eine Fortsetzung des Blogartikels überfällig.

An der Ausgangssituation hat sich natürlich nichts geändert: Sind alle publizierten Kochzeitschriften sinnvoll oder bieten einen Mehrwert?

Wie bereits im ersten Teil der Wertanalyse: es gibt nützliche Kochzeitschriften, interessante Kochzeitschriften, aus denen man Ideen ableiten kann, und zu guter Letzt Kochzeitschriften, die einem nicht weiterhelfen und somit keinen Mehrwert bringen.

Nachfolgende Zeitschriften werden in die Wertanalyse einbezogen: Yam, Arts & Gastronomie, Port Culinaire, Food and Travel, Rolling Ping, Slow Food, Eat Smarter und B-Eat.
Einige davon lese ich regelmäßig, manche sporadisch, andere habe ich mal gelesen und kaufe mir je nach Cover und Inhalt eine Ausgabe.

Yam – alle 2 Monate 11,90€
Die Yam als Kochzeitschrift zu beschreiben würde ihr nicht gerecht. Es handelt sich um ein durchschnittlich 200 Seiten starkes Gastronomiemanifest, welches alle zwei Monate erscheint. In der Yam gibt es verschiedene Portraits, Berichte und Reportagen über alles, was einzigartig ist.
Porzellan, Spirituosen, Wein, Käse, hier findet alles seine Bühne, wenn es nur gut und einzigartig ist. Die Köche und Produkte sind in Deutschland in der Regel nicht so bekannt, es lohnt sich damit zu beschäftigen.
Die Bilder der Rezepte sind großartig, es ist allerdings nahezu unmöglich die Rezepte nachzukochen.
Interessante Kochzeitschrift. Lasse ich mir – im Gegensatz zur Marmiton oder Fou de cuisine – nicht mitbringen, wenn ich vor Ort bin, kaufe ich sie gerne. Ohne Französischkenntnisse ist die Zeitschrift nicht zu empfehlen.

Arts & Gastronomie – alle 3 Monate 9,50€
Hierbei handelt es sich, wie der Titel schon sagt, um mehr als eine der üblichen Kochzeitschriften. Ähnlich wie die Yam steht der künstlerische Aspekt der Lebensmittelzubereitung und Präsentation im Vordergrund. Die umfangreichen „großen Portraits“ haben gut und gerne 50 Seiten, wobei die Hälfte Fotos von Tellern mit perfekt angerichteten Speisen sind. Die Rezepte sind, das will allerdings nichts heißen, etwas einfacher als in der Yam, trotzdem so gut wie unmöglich nachzukochen.
Wie bei der Yam mag ich die Besessenheit der Franzosen, somit der französischen Kochzeitschriften, von Essen und Lebensmitteln. Wie es künstlerisch dargestellt und präsentiert wird, die Bewunderung für Essen und die Liebe zu den Produkten, ist für mich einzigartig. Ich lese sie wegen dem künstlerischen Aspekt und französischen Produkten, die in Deutschland weniger bekannt sind.
Nützliche Kochzeitschrift und eine meiner liebsten Kochzeitschriften, für die es sich lohnt Französisch zu lernen.

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Port Culinaire – alle 3 Monate 19,90€
Eine einzigartige Zeitschrift rund um die Themen Köche, Essen und Genuss im deutschsprachigen Raum, vergleichbar nur mit der Yam und der Arts & Gastronomie. Interessante, ausführliche Berichte und Reportagen, gerne mal abseits des üblichen Mainstreams. Es wird nicht über die Neuheiten und Trends aus London, Paris, Hamburg, München oder Berlin geschrieben. Die Redakteure, unter anderem Jürgen Dollase, verirren sich mal in Gegenden, die andere nicht betrachten. Die Rezepte können meiner Meinung nach nicht nachgekocht werden. Sehe das sportlich, wie in diversen anderen Zeitschriften, und nutze die Rezepte als Ideengeber. Die Köche möchten ihren Kollegen sicher zeigen, was sie sich ausgedacht haben.
Wenn Köche, Regionen und andere Themen stimmen, investiere ich das Geld, der hohe Preis ist hier allerdings auch gerechtfertigt.  Die gesamte Zeitschrift ist quasi werbefrei. Ein Vorteil gegenüber den beiden Mitbewerbern aus Frankreich ist, dass die Zeitschrift auf Deutsch erscheint.
Positiv erwähnt werden sollte, dass der Verlag Warenkundeposter druckt. Der Teubner Verlag hat die Produktion irgendwann leider eingestellt, darum ist es umso schöner wieder welche zu beziehen. Zur Dekoration in der Küche bestens geeignet.
Interessante Kochzeitschrift, ich werfe sehr gerne einen Blick rein, gucke allerdings vorher immer auf den Inhalt.

Arts & Gastronomie, Yam und Port Culinaire sind drei Kochzeitschriften auf sehr hohem Niveau. Top Reportagen und Beiträge nicht nur über Köche und Restaurants, es werden zusätzlich Produzenten mit ihren extravaganten, ausgefallenen, neuartigen Produkten vorgestellt.
Die Rezepte sind schwer bis unmöglich nachzukochen, was nicht so wichtig ist. Mein Vater liest seit 30 Jahren die Kunstzeitschrift Art und kann nicht malen, er interessiert sich für  Kunst und guckt sich gerne die Bilder an. So geht es mir bei perfekt angerichteten Tellern, im Gegensatz zu Bildern kann ich essen, was ich sehe.
Wer welche Zeitschrift und ob er eine von den drei Zeitschrift bezieht, ist Geschmackssache. Meinen Favoriten habe ich, die anderen beiden sind interessant und ein spontaner Blick lohnt sich auf alle Fälle.

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Food and Travel – 7 Ausgaben im Jahr 6,50€
Wie der Titel schon sagt, liegen die Themenschwerpunkte bei Essen und Reisen, dazu gesellen sich unterschiedliche Rezepte und das wird garniert mit dem eigentlichen Problem.
Ein Alleinstellungsmerkmal fehlt, es gibt diverse Zeitschriften, die das gleiche bieten. Dazu kommt, dass die Hotel- und Reiseempfehlungen meistens im oberen Preissegment liegen. Wer ein Ziel aus der aktuellen Ausgabe bereisen möchte, kann sich Anregungen holen oder seinen nächsten Urlaub planen.
Uninteressante Zeitschrift, lese ich nur, wenn ich gerade nichts Anderes griffbereit oder ich eine Reise in eine der beschriebenen Regionen geplant habe.

Rolling Pin – monatlich 10,00€
Während meiner Studienzeit an der Hotelfachschule habe ich die Zeitschrift regelmäßig gelesen, nachher im Hotel auch, irgendwann war die Luft raus. Nach fast zehn Jahren habe ich mal wieder eine Ausgabe gekauft und muss sagen, für mich geht die Luft nicht wieder rein. Die Aufmachung spricht mich nicht an, Rezepte über Codes herunterzuladen nervt mich noch mehr als die Rezepte einzuscannen, regelmäßige Berichte über die bekannten gleichen Medien-Köche, dazu Karriere, Socialmedia und unzählige Stellenanzeigen.
Uninteressante Zeitschrift, spricht mich in keiner Weise mehr an und bringt mir keinen Mehrwert. Wer am Anfang seiner Karriere im Hotel- und Gastgewerbe steht oder sich selbständig gemacht hat, kann mal einen Blick reinwerfen.


Slow Food Magazin – alle 2 Monate 7,50€
Es geht um Nachhaltigkeit und Bewusstsein für Essen und die Produkte. Das Magazin besteht aus Werbung für die im Verband engagierten und vertretenen Unternehmen, Produzenten und Restaurants. DascDesign und die Aufmachung sind nicht einladend, die Produkttests sind unnütz und der Leser bekommt den Eindruck vermittelt, dass Slow Food das einzig Wahre ist.
Persönlich finde ich Slow Food Bewegung überragend und je nachdem, wo ich unterwegs bin, nutze ich die Restaurant-Empfehlungen sehr gerne.
Uninteressante Zeitschrift, lese ich nicht mehr, es gibt genügend Alternativen, die Restaurant-Empfehlungen sind gut.

Eat Smarter! – alle 2 Monate 4,90€
Für Leute, die sich mit dem Thema Ernährung und Abnehmen beschäftigen, interessant. Intervallfasten, Keto-Diät, Superfood und andere Schlankheitskuren werden in regelmäßigen Abständen neu betrachtet und nach neuesten Kenntnissen erläutert. Mir persönlich ist das Ganze etwas zu viel. Eiweiß, Abnehmen, Schlankheits-Tricks, dazu Ernährungshilfe bei Burn-out. Was gesund und ungesund ist, weiß ich und warum mein BMI nicht optimal ist, ist keine Unbekannte. Die Eat Smarter ist nicht wirklich schlecht, die Themen werden nur leider zu oft aufgewärmt und diverse Ernährungsthemen zu oft behandelt. Rezepte von Hermann, Schubeck, Poletto, Müller und Rosin sprechen den ein oder anderen Leser sicher an.
Interessante Kochzeitschrift, wer sich mit Ernährung und Abnehmen beschäftigt, ist hier richtig aufgehoben.

B-Eat – alle 2 Monate 6,90€
„Relativ“ neue Zeitschrift (Erstausgabe 2018), die eine junge Zielgruppe rund um das Thema Essen anspricht. Der Titel B-Eat ist ein Homonym und eine wirklich sehr gute Wahl. Die Reportagen und Interviews sind interessant, Layout und Design gefallen mir gut und sind ansprechend gestaltet.
Die Bewertungen der Restaurants finde ich unübersichtlich. Es gibt drei verschiedene Unterkategorien und zusätzlich jeweils bis zu zehn Punkte, kann ich nicht nachvollziehen.  Positiv ist, es gibt keine Rezeptideen. Prinzipiell sind Rezepte sehr schön, das Problem ist, ich habe mehr Rezepte als Zeit diese auszuprobieren.
Es lohnt sich auf alle Fälle die B-Eat zu kaufen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut, alle zwei Monate ist ein angenehmer Publikations-Zeitraum.
Nützliche Zeitschrift und für Leser von Food and Travel, dem Feinschmecker und der Fou de cuisine eine wirkliche Alternative.

Wie bei den Kochbüchern und beim ersten Teil der Wertanalyse Kochzeitschriften handelt es sich um eine subjektive Meinung, fällt bei jedem anders aus, da jeder andere Interessen hat.

Mehr über die fabelhafte Welt des Essens und Trinkens gibt es auf Instagram unter: www.instagram.com/sebastian_heuser_bdx/

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