Ich hätte die portugiesische Küche aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Meer und wegen der hohen Temperaturen der mediterranen Küche zugeordnet: fangfrischer Fisch, knackiges Gemüse, fruchtiges Olivenöl, Orangen- und Zitrusfrüchte, die am Baum neben der Küche wachsen. Das sind alles Zutaten der portugiesischen Küche.
Der Autor und Koche Antonio Bras bezeichnet neben den bereits erwähnten Zitronen folgende Zutaten als „Helden der Küche“: Koriander, Zimt, portugiesischer Grünkohl und – Wurst.
Einige Zutaten, alle bis auf die Zitrone, haben mich sehr überrascht, darum habe ich Lust ein paar Rezepte aus dem Kochbuch auszuprobieren.
Vorab Folgendes, die Portugal-Bucket-List und einen Länder-Quick brauche ich in einem Kochbuch nicht, das gehört in einen Reiseführer. Wenn ein Kochbuch mit der Historie der Küche startet, in der erklärt wird, welche Kulturen einen Einfluss auf die landestypischen Gerichte haben, finde ich das sehr interessant. Gerade im Fall von Portugal, einem Land der Seefahrer, Entdecker und Eroberer, die schon früh über die Meere und Ozeane gesegelt sind, hat das einen Reiz und bietet dem Leser tiefere Einblicke und einen Mehrwert. Alles andere ist unwichtig.
Es geht los mit einem umfangreichen Kapitel über Snacks und Vorspeisen, aus dem ich besonders die Lissabonner Fischküchlein empfehlen kann, ein guter Snack für jede Gelegenheit. Ein Rezept für Kartoffelchips brauche ich nicht unbedingt. Die meisten Rezepte sind einfach und schnell zubereitet, schmecken sehr gut und bieten eine willkommene Abwechslung.
Bei den Hauptgerichten war ich überrascht. Die Zutaten der mediterranen Küche kommen vor, werden allerdings reichhaltiger interpretiert. Die bereits erwähnte portugiesische Wurst eliminiert die Leichtigkeit aus dem Mittelmeerraum und macht die Gerichte dadurch portugiesisch, deftig.
Den Teil mit Süßspeisen überspringe ich meistens, hier sind mir beim Durchblättern zwei Rezepte aufgefallen, die ich unbedingt probieren musste. Der Karamell-Orangen-Pudding ist definitiv ein Grund zwei Stunden extra zu joggen. Die Symbiose aus Zucker, Milch, Eiern, Zitrusfrüchten und Zimt mit flüssigen Karamell ist jede Sünde wert. Wer es weniger süß mag, backt den Orangenkuchen.
Die Lissabonner Milchcreme probiere ich demnächst aus, ich muss nur ein Rezept, außer Pisco Sour, finden, für das Eiweiß benötigt wird.
Das letzte Kapitel Beilagen und Saucen hätte viel länger sein können, drei Beilagen und drei Saucen sind für meinen Geschmack zu wenig. Rezepte für Saucen, schnelle und gute Beilagen kann es nicht genug geben.
Alles in allem ist das Buch gut, denn die meisten Rezepte können problemlos zubereitet werden und es ist für jeden Geschmack was dabei. Deftige Eintöpfe, Reisgerichte mit Meeresfrüchten oder Geflügel – hier findet jeder was für seinen Geschmack. Wenn ich aus einem Kochbuch eine Handvoll gute Rezepte bekomme, bin ich zufrieden und hier sind es mehr als ein Dutzend. Von daher bleibt es im Regal stehen.

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