Wer aus Bordeaux Richtung Südosten fährt, kommt in die Gascogne. Hier, zwischen sanften Hügeln und großflächigen Waldgebieten, in denen französische Eichen darauf warten zu Fässern verarbeitet zu werden, brennen Winzer und Wanderbrenner seit Anfang des 14. Jahrhunderts aus Weißwein Armagnac.
Das älteste, Château de Lacquy, liegt am Anfang der Region Bas-Armagnac, die für über 50% der Gesamtproduktion verantwortlich ist. Das Haus ist seit elf Generation in Familienbesitz – gegründet wurde das Haus noch unter der Herrschaft von Ludwig dem XIV.


Der später als Sonnenkönig bekannt gewordene französische König war unter anderem an der Entstehung von Schloss Versailles beteiligt. Während seiner Amtszeit erlebt die französische Kunst einen Höhepunkt. Unter anderem lebten in der Zeit Jean de La Fontaine und Jean Racine, beides Schriftsteller, die auch heutzutage einen großen Einfluss auf die französische Literatur haben.
La Fontaine ist besonders durch seine Fabeln bekannt, einer Meister seines Fachs, er wandelt Bilder in Worte. Racine ist einer der größten Tragödienautoren in der französischen Geschichte, seine Werke werden noch regelmäßig aufgeführt.
Die Fabeln sind zeitlos, während die Werke von Racine deutlich schwerer zu lesen sind. Ein bisschen Kultur am Rande.
Noch heute wird in der alten Scheune Armagnac gebrannt und in medium „gesmokten“ Fässern von Bartholomo gelagert. Das besondere ist nicht nur das Alter des Hauses, der Boden ist für die Region außergewöhnlich.
Der Boden – heimlicher Held
An der Oberfläche ist der Boden leicht, sauer und besteht aus feinem, lehmigem Quarzsand, der durch den sogenannten „fauven Sand“, gefärbt ist. In der Tiefe besteht er aus marinen Kalksteinen, dieser Kalkstein wird von einer sandigen Schicht überlagert und durch zahlreiche Quellen entwässert, die in den Felsen fließen und die Wurzeln zwingen bis zu 35 m tief in die Erde zu wachsen, um an Wasser zu kommen.


Kein guter Wein
Als die Nachfrage stieg, wurde aus „wirklich“ schlechten Weinen Armagnac gebrannt, aus dem Grund ist das Image nachhaltig beschädigt. Die vielen kleinen Winzer und alt eingesessene Häuser arbeiten seit Jahren daran den guten Ruf wieder herzustellen, mit Erfolg.
Um einen sehr guten Armagnac herzustellen, benötigt man einen Wein mit einem niedrigen Alkoholgehalt und einem hohen natürlichen Säuregehalt – also ein Wein, den tatsächlich niemand freiwillig trinken würde, aber genau die richtige Grundlage darstellt, um ihn mit Feuer zu veredeln. Mit einem geübten Brenner wird daraus das „Eau de vie“ der Gascogne, ein großartiger Armagnac.
Die Destillation erfolgt unmittelbar nach der Weinbereitung im Oktober und November in einem 1939 erbauten Destillierapparat. Die aus über drei Tonnen Kupfer bestehende Armagnac-Brennblase wird mit Holz betrieben und arbeitet sehr langsam – nur zwei bis drei Fässer à420 Liter am Tag werden gebrannt. Der klare Armagnac fließt zu Lagerung direkt in die Eichenfässer und kommt dann ins Lager, hier nimmt er Farbe und Aroma an.


Bei der Assemblage, einer Mischung aus verschiedenen Jahrgängen, wird die Qualität konstant gehalten, es kann immer zu leichten Schwankungen kommen – Fässer, Wein und Wetter sind drei Faktoren, die sich nicht beeinflussen lassen.
Armagnac wird nichts zugefügt, darum unterscheiden sich die Jahrgänge voneinander.
Das Château de Lacquy ist bei der Durchfahrt einen Besuch wert, in der Nähe liegen noch ein paar andere schöne Häuser und gute Restaurants mit traditioneller Küche aus der Region.

Die Top Drei
Der Colombard 2001 n°144 in der Nase gebäckartig, etwas Vanille, feiner Lebkuchen und kandierte Früchte, entwickelt sich im Mund ausdrucksstark, konzentriert und komplex, mit ausgeprägten Noten von Nüssen, kandierten Früchten und Pfirsich, endet in einem langen Abgang.
Der drei Jahre gelagerte Armagnac ist aus reinem Baco und etwas fruchtiger, helle Bernsteinfarbe, glänzend und klar. Die Nase ist elegant mit Aromen von weißen Früchten wie Birnenkompott mit Vanille und kandierten Orangen. Der Auftakt im Mund ist offen und gut ausbalanciert zwischen Frische und dezenter Holznote. Die Vollmundigkeit dieses Weinbrands bleibt lange am Gaumen.
Der 17 Jahre gelagerte hat ein kräftiges Braun, sehr charakterstark in der Nase mit einer dezenten, süßen Note von kandierten Nüssen, Eiche, Vanille, getrockneten Feigen und Schokolade. Komplex und reif mit einer geladenen Struktur, einem langen Abgang und Noten von Gewürzen und Vanille, auf den Punkt perfekt.
