Gebrannter Wein aus Reans

Familie Westphal haben nicht nur Trauben um Wein herzustellen, sie bauen auch Colombard, Ugni Blanc und Bacco-Trauben an, um aus dem leicht sauren Weißwein Armagnac zu destillieren. Im ersten Jahr nach der Übernahme, als es keine Destille gab, hat das noch Marc-Saint Martin für sie erledigt, jetzt brennen sie selbst.

Das Château Saint-Aubin liegt in der Region Bas-Armagnac, hier werden die meisten Armagnacs gebrannt. Die Böden sind sandig und durch den Wald von Les Landes, der im Westen ist, werden die Weinberge geschützt und profitieren von einem milden Klima.
Der große Vorteil ist, dass Branntweine aus der Region schon nach wenigen Jahren gut gereift sind, die Nachbarn aus der Ténarèze brauchen teilweise Jahrzehnte, um Trinkreife zu bekommen. Es gibt Kenner, die behaupten, das letztere besser sind, verallgemeinern lässt sich das meiner Meinung nach nicht. Der Saint-Aubin Age 20, Delord X.0. oder der Château Bhakta von 1904 sind Armagnacs aus dem Bas-Gebiet, die ein paar Jahre im Fass gelegen haben und keine Wünsche offenlassen.

Wer in der Region unterwegs ist und Zeit hat sich das Haus anzusehen, sollte unbedingt den Keller besuchen, hier lagern nicht nur ein paar hundert Fässer mit bestem Armagnac, der Weg ist gesäumt von Glasbehältern. Das Szenario erinnert etwas an die Terrakotta-Armee nördlich von Xi´an, die das Kaisergrab von Qin Shi Huang Di bewacht. In dem Fall werden die neuen Jahrgänge von den alten „bewacht“. Bei den Behältern handelt es sich um Behälter von Wasserspendern aus Kanada.

Zurück zum Armagnac und starten wir mit einem, der nie ein Holzfass gesehen hat: Blanche d´Armagnac aus Ugni Blanc. Direkt nach dem Brennen kommt er in einen Kunststoffbehälter, ehe er verkostet wird und eventuell die Freigabe bekommt als weißer Armagnac vertrieben zu werden, da gibt es strenge Qualitätsvorgaben.
Für mich die perfekte Sommerspirituose mit etwas Soda oder einem Spritzer Limette auf Eis – auf keinen Fall mit Tonic Water mischen.
Er ist leicht und dezent mit fruchtigen, zarten Aromen von Pfirsich und Aprikose, blumig in der Nase, am Gaumen kommt die Frucht zur Geltung.

Wer einen Armagnac mit dem typischen Geschmack zum Einstieg probieren möchte, sollte den Age 2 ausprobieren. Zwei Jahre in Eichenfässern gelagert schimmert er im Glas bernsteinfarben, in der Nase und am Gaumen Vanille und eine dezente Süße von weißen Früchten, schmeckt am besten leicht gekühlt.

Typischer im Geschmack ist der Age 20, eine Cuvée aus verschiedenen alten Jahrgängen, wobei der jüngste mindestens 20 Jahre im Eichenfass lag. In der Nase dominieren süße Früchte wie Datteln, getrocknete Aprikosen, dazu Butterkekse und Karamell. Im Mund kraftvoll und intensiv mit etwas Rauch und schokoladigen Bitterstoffen. Auf dem Bordeaux Spirit Festival Anfang Oktober hatte Julia Westphal einen Vintage Armagnac aus dem Jahr 1982 dabei, in dem Ugni Blanc, Bacco und Colombard verarbeitet wurden.
Der kupferschimmernde Armagnac entwickelt in der Nase komplexe Aromen von reifen Früchten und etwas Rauch, am Gaumen dominieren Mirabellen und Aprikosen.

Wer bei Saint-Aubin nicht fündig wird, sollte der Region eine Chance geben. Armagnac gibt es fast in jedem Dorf und die gesamte Region ist wunderschön. Die regionale Küche ist deftig und ein Armagnac danach eine gute Idee. 

Wer noch Weihnachtsschmuck braucht, sollte die Christbaumkugeln mit Armagnac versuchen.

Mehr über die fabelhafte Welt des Essens und Trinkens gibt es auf Instagram unter: www.instagram.com/sebastian_heuser_bdx/